Montag, 25. September 2006

Schizophrenie eines Praktikums

Es ist noch nicht sicher, dass ich hier in Hauterives ein ganzes Jahr verbringen werde. Oder vielmehr: Verbringen darf.

Momentan bin ich nichts als ein Praktikant. Die Politik der Arche besagt, dass bevor ein Freiwilliger als Assistent angestellt wird, er eine Praktikumszeit von fuenf Wochen zu absolvieren hat. In dieser Zeit verrichte ich zwar die gleiche Arbeit wie alle anderen Assistenten auch. Die selben Rechte und Pflichten habe ich jedoch nicht.
Genau dort setzt die Schizophrenie meines Praktikums an. Wir haben hier einen riesigen Fuhrpark, aber grundsaetzlich zu wenige Fahrer. Als Praktikant darf ich keines der Autos bewegen. Ich laechel dann immer unschuldig-wissend, wenn wieder mal morgens das Telefon klingelt, weil irgendwo ein Transport nicht stattgefunden hat. Wenn abends fuer die Personen Zapfenstreich ist, muss immer ein Assistent – besser: zwei – die Sicherheit im Haus gewaehrleisten, die sogenannte réference de sécurité. Wie der geneigte Leser zu schlussfolgern mag, darf ich als Praktikant auch dies nicht. Das hat zur Folge, dass ein und derselbe Assistent die ganze Woche abends im Haus die Zeit absitzt. Ich wuerde ja gerne aushelfen, aber ich bin untroestlich:: Ich darf nicht.

Diese Vorgehensweise wird verstaendlich, wenn man den Hintergrund eines Sozialen Dienstes in Frankreich kennt. In Frankreich wurde vor ein paar Jahren der Wehrdienst abgeschafft. Der Dienst an der Waffe oder eben der Zivildienst ist nicht mehr verpflichtend. So kommt es, dass viele Freiwillige in sozialen Einrichtungen landen, weil sie keine ausreichende Ausbildung mit Berufschance haben. Auch jene, die nicht so recht wissen, was sie werden wollen, suchen oft Beschaeftigung in sozialen Einrichtungen. Fuer Institutionen wie die Arche sind Sozialdienstleistende attraktiv im Unterhalt: Sie stellen Kost und Logie, das Gehalt zahlt der Staat. In meinem Fall ist das die préfecture de la Drôme. Dennoch gilt es unter den Freiwilligen zu filtern, da eben einigen aus besagten Gruenden die Motivation zur Arbeit fehlt.

Das ist schade, denn nicht nur in meiner Arche mangelt es an Personal. So wird die Schizophrenie zum Pragmatismus: Offiziell bin ich zwar immer noch Praktikant, aber der Arbeitsvertrag liegt bereits von allen Parteien unterschrieben auf meinem Schreibtisch.

Mittwoch, 6. September 2006

Wie geht es Dir? Mir geht es gut!

Nach zweitaegiger Reise und ca 1200 km bin ich am Samstag tatsaechlich angekommen. Hauterives ist ein kleines vertrauemtes Oertchen. Meine Arche - l'Arche de la Vallée - besteht aus insgesamt fuenf Wohngemeinschaften, sogenannten foyers. Mein foyer nennt sich La Chaumière, was soviel wie strohgedeckte Huette bedeutet, es aber zum Glueck nicht ist :)
Im Gegensatz zu den anderen vier, wohne ich naemlich centre-ville, am Place de la Mairie.

Dennoch: Diese Zeilen hier schreibe ich gerade in einem Internetcafé in Romans und sie kosten mich drei Euro fuer eine halbe Stunde. Bei mir auf dem Zimmer habe ich leider kein Internet, aber ich will mal sehen, was sich machen laesst... Dann werde ich auch wieder mehr Zeit haben und alles etwas mit Bildern verzieren :)

Bis bald

Kersten