Donnerstag, 29. März 2007

Torticollis

Manche Wörter lernt man wirklich nur, indem man sie erlebt. Den Torticollis zähle ich dazu.

Er kam anscheinend über Nacht -- ich hatte wohl die Tür offen gelassen. Er suchte mich in meinem Bett auf. Dort legte er seine Hände um meinen Hals und meine Schultern. Mit verkrampften Fingern blieb er dort. Bis zum nächsten Morgen.

Unfähig das Auto zu bewegen, habe ich mich zum Arzt fahren lassen. Mittwochs ist dort immer Sprechstunde ohne Termin. Das finden auch viele andere kranke Menschen interessant. Die Gelegenheit habe ich genutzt und drei Stunden im Wartezimmer geschlafen. Um anschließend drei Minuten beim Arzt vorzusprechen. Das hat etwas von Abfahrtsski.

Der Arzt hat mir dann attestiert, dass ich eine Torticollis habe. Das bedeutet, meine eine Schulter hängt tiefer als die andere und zudem kann ich den Kopf nicht bewegen. Hey! Das habe ich auch bemerkt! Geniale Beobachtungsgabe.

Die grüne Plastikkarte kam dann auch endlich mal zum Einsatz.

Konsequenz: Ich schlucke Schmerzmittel, vor dem Schlafen etwas, das mich innerhalb von 10 Minuten umhaut und eine Halskrause collier cervical (siehe Photo) und bin für eine Woche krank geschrieben (arrêt de travail). Draußen scheint die Sonne.

Montag, 26. März 2007

Schilder, Wald

Deutschland ist bekanntlich ein Schilderwald. Will heißen: Vor allem in Städten gibt es einfach zu viele Schilder auf einem Fleck. In Frankreich hat man sich etwas anderes ausgedacht. Dort kann schon ein Schild zu viel sein. Vor allem auf dem Land.

Wir befinden uns irgendwo (siehe Photo) zwischen Châteauneuf und St Donat auf einer verlassenen Straße. Von ihr geht eine noch verlassenere Straße ab und führt... noch weiter aufs Land. Mit viel Glück kommt einem hier alle drei Tage ein Auto entgegen. Dennoch. Hier wird höchstens 45 km/h gefahren! Noch einmal in Worten: Fünf-und-Vierzig Kilometer pro Stunde.

Das Straßenschild tut mir Leid. Es muss sich schrecklich lächerlich und unbeachtet fühlen.

Sonntag, 18. März 2007

Auf französisch ist Frühling rosa



Fast überall dieser Tage,
auf den Feldern und in den Gärten,
blüht es rosa und weiß,
in den Frühling hinein.

Samstag, 17. März 2007

Geschweige denn ein Wort

Viel zu lange habe ich geschwiegen. Also raus mit der Sprache. Anfang des Monats war ich in Belgien, genauer gesagt in Spa. Den Mit-Bier-vor-dem-Fernseher-Sportlern sagt das jetzt etwas (Formel Eins) und den Geschichtslehrern ebenso (1918, deutscher Kaiser?). Außerdem kommt daher auch das wunderbare und von mir bisher niemals gekostete Mineralwasser. Ein so kleiner Ort von so großer Bedeutung. Da ist man erst einmal sprachlos.

Zusammen mit anderen Assistenten der Arche in England, Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Irland haben wir uns dort versammelt -- und kein Wort gesagt. Auf französisch spricht man von einer retraite, im Englischen von einer retreat. Da ich das Rentenalter aber noch nicht erreicht habe, ging es weniger um Rürup-Riester, als eher um etwas Spirituelles.

Gemeinsam haben wir geschwiegen. Vier Tage lang. Für diejenigen, die ihre religiöse Spiritualität erkunden wollten, gab es reichlich Gelegenheit. Für diejenigen, die einfach so zu sich kommen wollten, oder einfach nur eine Auszeit nehmen wollten, war auch das möglich.

Während dieser vier Tage war in allen Räumen und Ecken unseres Gasthauses eine friedliche Ruhe. Einige saßen in Gruppen ums Feuer und lasen in einträchtiger Stille, andere zogen sich zurück auf ihre Zimmer. Gegessen wurde ebenfalls in Stille. Das war besonders lustig, wenn man um den Salzstreuer bat. Der stand dann grundsätzlich am anderen Ende des Tisches.

Dennoch, vollkommene Stille wie in einem Schweigekloster war es nicht. Tagsüber gab es immer wieder Zeiten des Austausches. Da 22 verschiedene Nationalitäten vertreten waren, wurde hauptsächlich Englisch, Französisch und ein wenig Deutsch gesprochen. Diejenigen, die eine der drei Sprachen nicht verstanden, hängten sich Kopfhörer um (ja, umhängen, nicht aufsetzen; siehe Foto). Darüber waren dann Dolmetscher zu hören. Auch ich habe mich zwischendurch als Simultanübersetzer vom Englischen ins Französische versucht. Das ist aber nicht der Rede wert.

Ich will natürlich nicht verschweigen, dass es auch ausgesprochen viel um Religion ging. Das hat mich persönlich nicht all zu sehr angesprochen aber auch keineswegs gestört. Wer also ein bisschen Toleranz und keine Angst vor der Stille hat, sollte die nächste Gelegenheit ruhig einmal nutzen, so etwas mit zu machen.

Ein bisschen Courage braucht man aber auch. Es ist nämlich gar nicht so einfach, den Mund zu halten.

Sonntag, 11. März 2007

Mit Ronja im verlorenen Dorf

Ostfriesischer Besuch vom Mittelmeer in Hauterives!

Ronja, selbst Auricherin, ist zur Zeit in Sète, nahe Montpellier. Vor zwei Wochen durfte ich sie in Hauterives begrüßen. Dabei konnte ich gleich mal den Selbsttest machen, und mich auf Fremdenführertauglichkeit prüfen.

Locker angefangen bei einem durch Sonnenschein unterstützten Besuch bei unserer Lokalattraktion, dem Palais Idéal, begann das Wochenende langsam und entspannend.

Le Palais Idéal

Noch am selben Tag hatten wir uns auf die Suche nach einem Wasserfall gemacht. Geheimtipp. Natürlich kannte ich die Region überhaupt nicht, den Wasserfall suche ich bis heute noch. Aber so muss ich nicht sagen, ich hätte mich verfahren. Ganz im Gegenteil! Wir haben die Gegend erkundet. Und als große Abenteurer haben wir selbstverständlich auch etwas entdeckt... Ein verlorenes Dorf! Eine zerstörte Kapelle am Hang, aus den dachlosen Häusern wuchsen Bäume. Wohnbaracken auf der anderen Seite waren nicht zu erreichen. Zumindest nicht mehr über die große Brücke, wie es vor langer Zeit üblich gewesen sein mag.


Verlorenes Dorf


Am Sonntag haben wir uns in das Herz der französischen Résistance begeben. In die Vercors. Mitten in der Natur gibt es dort ein Museumsmahnmal. Etwas kalt war es schon. Aber Ronja hat dem ganzen auch etwas Schönes abgewinnen können, denn so hatte sie „das erste Mal in diesem Winter ein bisschen Schnee zu sehen bekommen.“

Wenn sie sich beeilt, findet sie im kalten Aurich vielleicht ja auch noch einige vereiste Ecken. Denn ihre Zeit im schönen Sète ist schon fast vorbei. Aber daran möchte sie gar nicht so gerne erinnert werden... ;) Gute Heimreise!