Samstag, 17. März 2007

Geschweige denn ein Wort

Viel zu lange habe ich geschwiegen. Also raus mit der Sprache. Anfang des Monats war ich in Belgien, genauer gesagt in Spa. Den Mit-Bier-vor-dem-Fernseher-Sportlern sagt das jetzt etwas (Formel Eins) und den Geschichtslehrern ebenso (1918, deutscher Kaiser?). Außerdem kommt daher auch das wunderbare und von mir bisher niemals gekostete Mineralwasser. Ein so kleiner Ort von so großer Bedeutung. Da ist man erst einmal sprachlos.

Zusammen mit anderen Assistenten der Arche in England, Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Irland haben wir uns dort versammelt -- und kein Wort gesagt. Auf französisch spricht man von einer retraite, im Englischen von einer retreat. Da ich das Rentenalter aber noch nicht erreicht habe, ging es weniger um Rürup-Riester, als eher um etwas Spirituelles.

Gemeinsam haben wir geschwiegen. Vier Tage lang. Für diejenigen, die ihre religiöse Spiritualität erkunden wollten, gab es reichlich Gelegenheit. Für diejenigen, die einfach so zu sich kommen wollten, oder einfach nur eine Auszeit nehmen wollten, war auch das möglich.

Während dieser vier Tage war in allen Räumen und Ecken unseres Gasthauses eine friedliche Ruhe. Einige saßen in Gruppen ums Feuer und lasen in einträchtiger Stille, andere zogen sich zurück auf ihre Zimmer. Gegessen wurde ebenfalls in Stille. Das war besonders lustig, wenn man um den Salzstreuer bat. Der stand dann grundsätzlich am anderen Ende des Tisches.

Dennoch, vollkommene Stille wie in einem Schweigekloster war es nicht. Tagsüber gab es immer wieder Zeiten des Austausches. Da 22 verschiedene Nationalitäten vertreten waren, wurde hauptsächlich Englisch, Französisch und ein wenig Deutsch gesprochen. Diejenigen, die eine der drei Sprachen nicht verstanden, hängten sich Kopfhörer um (ja, umhängen, nicht aufsetzen; siehe Foto). Darüber waren dann Dolmetscher zu hören. Auch ich habe mich zwischendurch als Simultanübersetzer vom Englischen ins Französische versucht. Das ist aber nicht der Rede wert.

Ich will natürlich nicht verschweigen, dass es auch ausgesprochen viel um Religion ging. Das hat mich persönlich nicht all zu sehr angesprochen aber auch keineswegs gestört. Wer also ein bisschen Toleranz und keine Angst vor der Stille hat, sollte die nächste Gelegenheit ruhig einmal nutzen, so etwas mit zu machen.

Ein bisschen Courage braucht man aber auch. Es ist nämlich gar nicht so einfach, den Mund zu halten.

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