Sonntag, 18. Februar 2007

Fahrradtour

„Wir haben 'ne kleine Fahrradtour gemacht“, sagt Yoann Proteau, „und dabei die Welt erkundet“ könnte er hinzufügen. Denn es stimmt. Zusammen mit seinem Freund
Emmanuel Grossetête hat er eine Weltreise hinter sich. Mehr als 18000 Kilometer haben die beiden zurückgelegt, dabei 20 Länder durchquert -- und zwar per Fahrrad.

Die beiden sind Freunde der Arche. Um ihrer Weltreise einen Sinn zu geben, hatten die beiden sich vorgenommen, möglichst viele Gemeinden der Arche und points-coeur zu besuchen. Nach 16 Monaten sind sie zurück. Hauterives war die zweite Station, nachdem sie damals in der Gemeinde von Myans gestartet waren. Nun sind sie ein zweites Mal zu Besuch, um von ihrer abgeschlossenen Reise zu berichten.

Neben atemberaubenden Landschaftseindrücken haben Yoann und Manu vor allem viel Zwischenmenschliches erlebt. Ob Iran, Türkei, Indien, Argentinien oder Marokko, „die Stimmung im Foyer ist in allen Archen gleich!“ Das freundschaftliche bis familiäre Verhältnis zwischen Assistenten und behinderten Personen ist durch alle Kulturkreise hindurch sehr ähnlich.

Nicht einmal sei man ihnen unfreundlich begegnet. Selbst in den ärmeren Ländern wurden zur Begrüßung Feste gefeiert. Ob auf dem Boden oder am Tisch, zu Essen gab es für die beiden radwandernden Besucher immer genug.

Wer mehr über die détour fraternel von Yoann und Emmanuel erfahren möchte und sich ein bisschen im Französischen zu Recht findet, schaut einmal bei www.detourfraternel.com vorbei.

Freitag, 9. Februar 2007

Schokospende

Die Arche ist zwar keine Organisation für Bedürftige. Trotzdem gibt es viele Freunde, Bekannte, Nachbarn und andere gute Menschen, die immer wieder spenden. Und zwar die unterschiedlichsten Sachen.

Angefangen bei einem netten alten Herrn, der jeden Dienstag seine Tour über den Wochenmarkt macht und uns vorher immer die Tageszeitungen der letzten sieben Tage vorbei bringt. Der Bäcker von gegenüber hat eigentlich einen eigenen Eintrag verdient, da er uns immer wieder Croissants, Schokoladenbrötchen, Kuchen usw zukommen lässt! Vor ein paar Tagen kam eine Frau herein, hatte es relativ eilig und wollte uns nur schnell Konzertkarten überlassen. Die hatte sie gekauft, hat nun aber schon etwas vor an dem Abend. Sympa.

Auch anonyme Spenden sind nicht unüblich. So haben wir schon neue (!) Schuhe und Kleidung original verpackt vor der Tür gefunden. Gläser sind ebenso ein gängiges Geschenk -- denn zumindest in unserem foyer geht immer mal wieder etwas zu Bruch.

Meine Lieblingsspende ist aber immer noch klein, eckig, weich und schmeckt nach Schokolade! Mehrere Male pro Jahr bekommen wir von einem Kloster Unmengen von Kartons gefüllt mit Süßigkeiten, Waffeln, Zwieback. All das haben die gottesfürchtigen Schwestern selbst als Spende erhalten. Anscheinend geht das Zeug nicht so gut weg im Kloster. Auf jeden Fall geben sie immer einen großen Anteil weiter an die Arche. Das Interessante: All diese Produkte sind zwar nicht abgelaufen, aber dennoch unverkäuflich. Bei jedem Karton kann man kleine Produktionsfehler finden. Entweder liegt ein Fehler in der Verpackung vor, oder es wurde eine falsche Rezeptur verwendet -- und das merke ich mit meinen abgestumpften Geschmacksnerven eh nicht.

Montag, 5. Februar 2007

Schöner Schrott

Wenn man gemütlich beim Abendbrot sitzt und auf einmal die Fenster anfangen zu vibrieren, dann ist gerade wieder ein Panzer vorbei gefahren. Seit einigen Tagen fahren französische Panzer mit standesgemäßem Begleitschutz vor unserer Haustür entlang. Ich habe keine Ahnung, woher sie kommen, noch wohin sie der Weg führt.

Sollten sie jedoch auf dem Weg nach St Donat gewesen sein, so habe ich heute einen Kollateralschaden am Straßenrand entdeckt. Vielleicht hat der Besitzer sein Auto auch einfach in das französische Recyclingsystem gegeben. Würde mich nicht wundern, es gibt hier schließlich nicht einmal eine Müllabfuhr.



Sonntag, 4. Februar 2007

Brennblase

Nein, ich habe mir keine Blasenentzündung zugezogen. Es geht also auch weniger um Blasentee als um Alkohol.

Brennblase scheint laut Wikipedia die deutsche Entsprechung für alambic zu sein. Das ist keine Vokabel zum Auswendiglernen. Es reicht, wenn man es für den nächsten Absatz im Gedächtnis behält.

Denn wir haben gestern unsere Leute geschnappt, in den großen roten Bulli gesetzt und sind nach St Désirat
gefahren. Dort gibt es das musée de l'alambic. Eine Schnapsbrennerei die Einblick in ihr Handwerk gewährt. Das Beste: Es war kostenlos. Der perfekte Wochenendausflug für unser immer knapp bei Kasse seiendes foyer.

Die Kostprobe am Ende des Rundgangs schien hingegen nicht kostenfrei zu sein. Ich als Fahrer habe mich gar nicht erst der Versuchung ausgesetzt, die anderen scheinen daran vorbei gelaufen zu sein. Einen leicht alkoholisierten Zustand vermutete ich aber dennoch. Während der gesamten Führung lag ein fast stechender Geruch von Williams Christ in der Luft. Der kam direkt aus den heiligen Stätten der Destillation. Vielleicht sollte ich nochmal gründlich über meine Berufswahl nachdenken.

Samstag, 3. Februar 2007

Je suis kaputt

Die vergangene Woche war etwas kraftraubend. Drei Tage hintereinander musste ich um kurz nach sechs aufstehen, einmal bereits um 7 Uhr 30 in einem anderen département sein. Da ich den Weg ins Bett meistens nicht vor Mitternacht schaffe, konnte ich selbiges nur mit Mühe am nächsten Morgen verlassen.

Ich bin kaputt. Oder um es auf französisch zu sagen: Je suis kaputt.
Sagt sich das? Ja, das ist nicht einmal Umgangssprache! Jeder Franzose sagt und versteht dieses deutsche Wort und gebraucht es genau in diesem Zusammenhang. Sehr praktisch wenn man vor lauter Müdigkeit zunächst kein französisches Wort rausbringt. Jetzt werde ich mich erstmal etwas erholen, denn es ist ja week-end :)